Ein wichtiger Faktor für die Mundgesundheit ist gesundes, entzündungsfreies Zahnfleisch.
Bekanntermaßen gehen mehr Zähne durch die Zerstörung des Zahnhalteapparates verloren, als durch Karies. Im Volksmund wird die Erkrankung des Zahnfleischs „Parodontose“ genannt. Die exakte Bezeichnung der Entzündung des Zahnhalteapparates (Parodontium) ist Parodontitis. Der Zahnhalteapparat ist ein mit Fasern gefüllter Spaltraum zwischen Zahn und Kieferknochen. Befinden sich spezifische Bakterien am Zahnhals, können diese in den Spaltraum eindringen und hier eine Entzündung hervorrufen. Der Körper versucht durch Abwehrzellen die Entzündung zu bekämpfen. Hierdurch kommt es zur Zerstörung des Zahnhalteapparates und zur Vertiefung des Spaltraumes.
Diese führt zur Zerstörung des umgebenden Knochens und zur Entstehung einer sogenannten „Tasche“, die noch mehr Bakterien Platz bietet. Die Erkrankung verläuft meist chronisch und ist deshalb zunächst wenig belastend für den Patienten und schmerzfrei, sodass die Auswirkungen oft unterschätzt werden. Wird die entstandene Tasche nicht gereinigt und die Bakterien entfernt, schreitet die Zerstörung des Knochens voran und es kommt zunächst zur Zahnlockerungen bis zum Verlust des Zahnes.
Hugo & Kollegen
Zahnmedizin & Implantologie
Erste Symptome sind neben blutendem Zahnfleisch, Mundgeruch, oder der Rückgang des Zahnfleisches. Folgen sind zunächst unschöne, freiliegende Zahnhälse und „verlängerte Zähne“. Auch Zahnwanderungen sind oft Folge von Parodontitis. Grund für die Entstehung von Parodontitis sind neben mangelnder Mundhygiene unter anderem erbliche Veranlagung, Stress und Rauchen.
Da die Parodontose im Anfangsstadium weder Schmerzen bereitet noch beim Blick in die Mundhöhle sofort erkannt werden kann, ist es wichtig, regelmäßig (mindestens alle zwei Jahre) mit einem speziellen Messinstrument zu überprüfen, wie tief der Spaltraum zwischen Zahn und Knochen um die Zähne herum tatsächlich ist. Beim Gesunden misst man mit der Sonde hier 2-3mm, bei weit fortgeschrittener Parodontitis können aber auch Werte zwischen 7-12mm erreicht werden. Liegen die Werte über 3mm, spricht man von einer leichten Parodontitis. Um sich ein genaues Bild zu machen, werden die Werte an sechs Stellen rund um jeden einzelnen Zahn erfasst und im Computer dokumentiert.
Zunächst ist wichtig, dass zu Hause eine besonders gute Pflege stattfindet. Das Bürsten der Zähne mit der Zahnbürste alleine, reicht dazu leider nicht aus. Zusätzlich müssen Zahnseide und in vielen Fällen auch kleine Zahnzwischenraumbürsten verwendet werden, um sicherzustellen, dass keine Beläge zwischen den Zähnen verbleiben. Damit kann man die Anzahl der Bakterien deutlich vermindern und weiche Beläge entfernen.
Während früher oft zum Messer gegriffen wurde, um die Bakterienlast in der „Zahnfleischtasche“ zu reduzieren und die Zahnwurzel zu reinigen, setzen wir in unserer Praxis vornehmlich auf die gewebeschonende, subgingivale Reinigung (Curretage), in schweren Fällen in Kombination mit Antibiotikum.
Nach exaktem Vermessen der Taschentiefen mit je 6 Messwerten pro Zahn, erfolgt unter örtlicher Betäubung die Reinigung der Zahnfleischtaschen mit Ultraschall, Handinstrumenten und einem Airflowgerät mit einem antibakterielles Glyzinpulver. Die Wurzeloberfläche wird so geglättet und die bakterielle Besiedelung, der sogenannte „Biofilm“ zerstört. Diese Initialtherapie, in Kombination mit der regelmäßigen professionellen Zahnreinigung führt meist zu sehr guten Ergebnissen.
Eine neue sehr schonende Alternative zur Chirurgie bietet auch die Laserbehandlung. Mithilfe eines Diodenlasers und eines speziellen blauen Farbstoffes, können wir eine photodynamische Therapie durchführen. Die Kombination des Laserlichts und des Farbstoffes wirkt antibakteriell und kann eine antibiotische Therapie ersetzen. Diese Behandlung darf nur von qualifizierten Praxen durchgeführt werden und wir sind dazu berechtigt.
Genaueres lesen Sie bitte unter Laser.
Da die Erkrankung chronisch verläuft, ist die regelmäßige Erhaltungstherapie besonders wichtig. Diese ist eine spezielle professionelle Zahnreinigung die je nach Schweregrad der Erkrankung alle 3-6 Monate stattfinden sollte.
Wir arbeiten in unserer Praxis mit dem sogenannten Airflow Gerät, dessen Glyzinpulver auch in die „Tasche“ eindringt. Somit kann der Biofilm schonend entfernt werden, der für die Zerstörung des Zahnfleischs verantwortlich ist und nicht im Rahmen der häuslichen Pflege entfernt werden kann, da er der Zahnbürste nicht zugänglich ist.
Auch wenn wir heute durch unsere Therapiemaßnahmen zusammen mit den häuslichen Bemühungen der Patienten in den allermeisten Fällen die Parodontose unter Kontrolle bekommen können und die Taschentiefen vermindern können, so wird der bereits verlorene Knochen leider nicht wieder aufgebaut. Im Einzelfall kann durch chirurgische Maßnahmen Knochen rekonstruiert werden. Leider ist es manchmal aber so, dass die Zerstörung des Zahnhalteapparates schon so weit fortgeschritten ist, dass eine Erhaltung einzelner Zähne nicht mehr möglich ist. Die in den Recalls gemessenen Werte lassen dann eine Analyse des Krankheitsverlaufes zu, mittels der dann im Einzelfall entschieden werden kann, welcher Zahnersatz am Besten geeignet ist. Wenn die übrigen Zähne durch die Therapie stabil und entzündungsfrei sind, dann können sogar problemlos Implantate zum Ersatz der fehlende Zähne gesetzt werden. Absolutes Ziel unserer Bemühungen ist aber auf jeden Fall der Erhalt jedes einzelnen Zahnes.
Derzeit wird die Grundtherapie („Initialtherapie“) von den gesetzlichen Krankenkassen noch übernommen. Professionelle Zahnreinigungen und die absolut notwendigen „Recalls“ zur Reinigung und Kontrolle des Krankheitsverlaufes müssen aber privat getragen werden.